Ein halbes Jahrhundert ist vergangen, im realen Drogenkrieg und in Don Winslows drei Romanen. Zuerst waren da die „Tage der Toten“ (im Original: „The power of the dog“, 2005), es folgte „Das Kartell“ („The Cartel“, 2015), und nun liegen die „Jahre des Jägers“ vor uns („The Border“), das Finale.

Der Autor Winslow, 1953 in New York geboren und in dem Dorf Perryville an der Ostküste aufgewachsen, hat Journalismus und Militärgeschichte studiert und war einst Privatdetektiv und Reporter. Er war einst auch Schauspieler, Kinobetreiber, Unternehmensberater in den USA, Safarileiter in Kenia und Bergführer in China, doch seit über 30 Jahren lebt er in Kalifornien und schreibt Romane, die von Volten und Tempo leben, mit vielen Verben, wenigen Adjektiven.

In einem Briefwechsel, per Mail, diskutiere ich mit Winslow über seinen Helden, den durchaus selbstdestruktiven Art Keller. Winslow schreibt: „Er hat Qualitäten, die ich bewundere: seine Leidenschaft, sein Mut, seine Moral. Aber es gibt eine Kehrseite – seine moralische Starrheit, seine Obsession, seine Unbarmherzigkeit.

Sein größter Fehler?

Winslow antwortet: „Sein größter Fehler … nun, er opfert sein besseres Ich für sein Streben nach Revanche, die er wiederum als Gerechtigkeit missversteht. Er zerstört seine erste Ehe und die Beziehung zu seinen Kindern durch dieses Streben."

Wie eigentlich konnte, über all die Jahrzehnte, die gesamte westliche Anti-Drogen-Politik derart wenig erreichen?

Winslow: „Es ist deshalb so schrecklich schief gelaufen, weil die Anti-Drogen-Industrie längst ein ähnlich großes Geschäft geworden ist wie jene Drogen-Industrie, die angeblich bekämpft werden soll. Polizisten, Richter, Gefängnisse, die ganze Ausrüstung – es ist ein riesengroßes Geschäft. Außerdem gibt es einen moralischen Beharrungszustand – und seit 50 Jahren die gleichen reflexhaften Reaktionen. Wir müssen neu kalibrieren und neu denken."

Welchen Effekt wird nun Donald Trumps Mauer haben? Ihr Roman legt nahe, dass Sie von diesem Plan nichts halten.

Winslow: „Ja, klar, die Mauer wird nichts Gutes bewirken. Der Grund ist schmerzhaft simpel: Über 90 Prozent der illegalen Drogen, die über die südliche Grenze in die USA gelangen, kommen durch die legalen Grenzübergänge, die auch nach Vollendung der Mauer bestehen bleiben werden.“

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